Monsieur Becker

Lehren & Panorama

sanfte Rebellen für nachhaltige Bildung

Sonntag, 21. August 2011

Bildung ist eines dieser Wörter, das jeder kennt, aber niemand richtig fassen kann. Spätestens seid »Wer wird Millionär« ist Allgemeinbildung en vogue, Bücher wie »Bildung – Alles was man wissen muß« (Naturwissenschaften kommen hier interessanterweise nicht vor) verkaufen sich wie geschnitten Brot. PISA hat uns gelehrt, dass unser Bildungssystem nicht so toll ist wie gedacht. […]

Bildung ist eines dieser Wörter, das jeder kennt, aber niemand richtig fassen kann. Spätestens seid »Wer wird Millionär« ist Allgemeinbildung en vogue, Bücher wie »Bildung – Alles was man wissen muß« (Naturwissenschaften kommen hier interessanterweise nicht vor) verkaufen sich wie geschnitten Brot. PISA hat uns gelehrt, dass unser Bildungssystem nicht so toll ist wie gedacht. Ins gleiche Horn stößt die Wirtschaft, die sich seit Jahr(zehnt)en über den niedrigen Bildungsstand potenzieller Auszubildender beklagt. Viele Lehrer kommen im Laufe ihres Arbeitslebens zu der Erkenntnis, dass Schüler immer »dümmer« würden.

Die Fragen, was gute Bildung ist und wie man sie Schülern angedeihen lässt, sind vieldiskutiert. Christoph Drösser hat sie im Zeit-Artikel »Das will ich nicht wissen« (via @retemirabile) aufgegriffen. »Hirnforscher und Psychologen plädieren für eine nachhaltige Bildung.« Nachhaltigkeit ist auch eines dieser Schlagwörter der modernen Zeit, das in Realität wieder alles und nichts bedeuten kann.

Gerhard Roth, Hirnforscher an der Universität Bremen, fordert konkret weniger Inhalt, dafür mehr

Wiederholen! Lehrer müssen ständig prüfen, was vom Gelehrten noch übrig ist. Innerhalb jeder Schulstunde nach zehn Minuten, am Anfang einer neuen Stunde den Stoff der vergangenen, am Anfang des neuen Schuljahres den Inhalt des letzten. Und in der zehnten Klasse noch einmal den Dreisatz aus der fünften oder sechsten.

Auch in Klassenarbeiten solle man nicht nur das seit der letzten Arbeit Behandelte abfragen, sondern ruhig auch altes Wissen. Natürlich schafft man auf diese Weise die vollgepackten Lehrpläne nicht. Doch was nützen die, wenn man sich als Lehrer zwar feiern kann, dass man alles durchgepeitscht hat, am Ende aber bei den Schülern doch nicht viel übrig bleibt?

Nach dem Artikel fragt man sich: Was nun? Kursänderungen vollzieht der Dampfer Schule nur langsam. An eine Lehrplanrevolution ist nicht zu denken. Vielleicht muss man ein sanfter Rebell werden, über die Thomas Vasek in der aktuellen brand eins berichtet. »Sie finden, dass manches schiefläuft in der Firma. Sie arbeiten hartnäckig dagegen an. Und waren noch nie so wertvoll wie heute.« (Quelle)

Sanfte Rebellen braucht das Land.