Transparenz in Schulfördervereinen
In Deutschland gibt es 34 400 allgemeinbildende Schulen (destatis), viele von ihnen werden durch Schulfördervereine unterstützt. Mehr als 20 000 solcher Vereine gäbe es, so die Wikipedia, die sich auf eine Schätzung beruft, leider ohne Quellenangabe. Meine Erfahrung mit Schulfördervereinen ist bisher, dass sie und ihre Arbeit häufig unsichtbar sind. Ist man nicht Mitglied, so erfährt man […]
In Deutschland gibt es 34 400 allgemeinbildende Schulen (destatis), viele von ihnen werden durch Schulfördervereine unterstützt. Mehr als 20 000 solcher Vereine gäbe es, so die Wikipedia, die sich auf eine Schätzung beruft, leider ohne Quellenangabe.
Meine Erfahrung mit Schulfördervereinen ist bisher, dass sie und ihre Arbeit häufig unsichtbar sind. Ist man nicht Mitglied, so erfährt man kaum, was der Förderverein genau unterstützt. Allgemeine Ziele lassen sich der Satzung entnehmen, sofern diese überhaupt online abrufbar ist. Aber ein jährlicher, für alle auf der Schulwebsite zugänglicher Tätigkeitsbericht? Fehlanzeige. Finanzbericht? Aber dann erführe ja jeder, wie viel Geld der Verein einnimmt und wofür er es ausgibt.
Sicherlich grassiert in den Fördervereinen keine Korruption, doch für die Geheimniskrämerei gibt es meines Erachtens keinen Grund. Ich finde sie sogar kontraproduktiv, schließlich kann durch Offenheit und Transparenz gezeigt werden, dass die Mittel sinnvoll im Sinne des Vereins für die Schule, die Schülerinnen und die Schüler eingesetzt werden. Was bitte ist werbewirksamer?
Um bei gemeinnützigen Organisationen Licht ins Dunkle zu bringen, gründeten die Anti-Korruptions-NGO Transparency International Deutschland und weitere Organisationen die Initiative Transparente Zivilgesellschaft (ITZ). Wer sich ihr anschließt, verpflichtet sich, öffentlich abrufbar Auskunft zu 10 Punkten zu geben. Dazu gehören die »Satzung, die Namen der wesentlichen Entscheidungsträger sowie Angaben über Mittelherkunft, Mittelverwendung und Personalstruktur« (Quelle). Dies ist für die Vereine kein wirklicher Mehraufwand, denn die Informationen liegen intern vor, sie müssen nur zugänglich gemacht werden.
Vor über drei Jahren, im September 2010, trat der Landesverband Schulischer Fördervereine Berlin-Brandenburg e.V. (lsfb) der Initiative bei. Er rief seine Mitglieder auf, ebenfalls die ITZ zu unterstützen. Ende 2012 waren über 500 Berlin-Brandenburger Schulfördervereine und fast 50 Kitafördervereine im lsfb organisiert (siehe Tätigkeitsbericht), in der Datenbank der ITZ-Unterzeichner findet sich deutschlandweit aktuell aber nur ein (!) Schulförderverein, nämlich der des OSZ Wirtschaft und Sozialversicherung Berlin.
Zusammengefasst: Nur ein Schulförderverein verpflichtet sich zu einem Mindestmaß an Transparenz. Einer von vermutlich mehr als 20 000. Das sind nicht einmal 0,005 %.
Natürlich gibt es mehr Vereine, die ohne Selbstverpflichtung wichtige Daten über sich verfügbar machen und transparent über ihre Tätigkeit informieren. Doch leider ist es nicht das Selbstverständnis der meisten Schulfördervereine. Sich zu einer transparenten Zivilgesellschaft im Kleinen zu bekennen, ist meines Erachtens die Voraussetzung für eine transparente Zivilgesellschaft im Großen. Diese Idee ist keine Forderung nach dem gläsernen Bürger, sondern nach transparenteren gemeinnützigen Organisationen und nach einem transparenteren Staat. Schulfördervereine können und sollten hier als Vorbilder und Multiplikatoren fungieren.
Mehr zum Thema Transparenz:
- Dossier von Transparency International
- Transparenz von gemeinnützigen Organisationen, ein Positionspapier von PHINEO