Moderne (Bildungs)Welt
Dies ist ein Beitrag des Blogthemas »Bildungsdynamik der modernen Welt«.
Im letzten Beitrag wurden Phänomene und Ursachen der Bildungsdynamik vorgestellt, die zu unserer modernen Bildungswelt geführt haben. Dieser Beitrag geht der Frage nach: Was genau ist die moderne (Bildungs)Welt und wodurch ist sie gekennzeichnet?
Moderne Welt
Zwei Antonyme des Wortes »modern« sind »veraltet« und »bisherig«. Diese deuten darauf hin, dass mit der Moderne Änderungen eintreten, die Bisheriges verändern oder ersetzen und aus moderner Sicht veraltet erscheinen lassen. Genau dieser Bruch ist ein wesentliches Charakteristikum zur Bestimmung der Moderne: Mit dem Überschreiten dieses Bruchs (auch Sattelzeit genannt) gibt es Veränderungen, die nicht mehr rückgängig zu machen sind.
Unsere moderne Welt begann im Mittelalter mit den Entdeckungen und Eroberungen, dem Handel und der Missionierung. Wie ich noch am Beispiel von Japans (zeitlich nicht mehr ins Mittelalter einzuordnende) Öffnung aufzeigen werde, zwangen »modernere« Gesellschaften »unmoderne« Gesellschaften zur Modernisierung. Die Moderne ist demnach eine spezifische Form der Zivilisation.
Die historische Dimension der Modernisierung wurde heute durch eine internationale Dimension abgelöst: Die Globalisierung. Es entstand und entsteht eine Weltgesellschaft als evolutionär völlig neuartiges Phänomen.
Diese globale Welt ist durch vier Eigenschaften gekennzeichnet: die Vollentdeckung des Erdballs, die einheitliche Weltzeit (wir können jedes lokale Ereignis in Weltzeit und damit in andere Lokalzeiten umrechnen), universalisierte Kommunikationsmedien (Telefon, Fax, Fernseher, Internet) sowie Interregionalität (alle Handlungen von Organisation in sämtlichen Bereichen sind heute weltweit verknüpft).
Moderne Bildungswelt
Die moderne Bildungswelt, wie wir sie kennen, entstand durch die Bildungsdynamik. Zur Erinnerung: Diese ist keine Folge der besonderen Ausgangsbedingungen und Eigenschaften von Staaten, sondern sie wird durch ein übergreifendes, transnationales, kulturelles System herbeigeführt.
Aus der Bildungsdynamik entstand ein weltweit akzeptiertes Modell institutionalisierter Schulerziehung. Dieses Modell bündelt die Strukturmerkmale moderner Erziehungssysteme:
- Es gibt klar ausdifferenzierte Rollen zwischen Lehrer und Schüler, die Schüler werden in Schulklassen zusammgefasst.
- Der Staat reguliert (etwa durch Rahmenlehrpläne) die Schule.
- Die Lehrerausbildung und Lehrertätigkeit ist professionalisiert.
- Der administrative Gesamtrahmen wird staatlich finanziert und kontrolliert.
- Es gibt Stufen und Zertifikate, die zum Aufstieg innerhalb des Bildungssystems bzw. zum Übertritt in die Berufswelt berechtigen.
Dieses Modell wird getragen, legitimiert und weiterentwickelt durch eine Weltentwicklungs- und -bildungsprogrammatik. Träger hierfür sind die vielen internationalen Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen. Ihre Experten verbreiten das Modell und sorgen für dessen Durchsetzung weltweit.