»Überlebensbericht«
Die Berliner Zeitung hat vor anderthalb Wochen im Magazin einen interessanten Bericht, »Überlebensbericht« wie sie es nennen, von Tanja Leston abgedruckt: »Guck nach unten, Frau!« Frau Leston unterrichte für sechs Monate als Aushilfe an einer Weddinger Gesamtschule. Sie gab Musik und Englisch. Ohne fachlich noch pädagogisch jemals dafür ausgebildet worden zu sein. Es ist für […]
Die Berliner Zeitung hat vor anderthalb Wochen im Magazin einen interessanten Bericht, »Überlebensbericht« wie sie es nennen, von Tanja Leston abgedruckt: »Guck nach unten, Frau!«
Frau Leston unterrichte für sechs Monate als Aushilfe an einer Weddinger Gesamtschule. Sie gab Musik und Englisch. Ohne fachlich noch pädagogisch jemals dafür ausgebildet worden zu sein.
Es ist für mich immer wieder verblüffend und erschreckend zugleich, wie schnell irgendwer »Dahergelaufenes« einfach so zum Lehrer gemacht wird. Niemanden fiele es ein, mich ohne Ausbildung ein Auto zusammenschrauben oder kardiologische Untersuchungen durchführen zu lassen. Doch 30 Schülerinnen und Schüler, die kann ja jeder unterrichten. Jedem Lehrer und jeder Lehrerin signalisiert man dadurch: Deine fünf Jahre Studium sind nichts wert. Es ist geradezu bitter. Auch wie man mit dem wertvollsten Rohstoff, den unser Land hat, den Kindern, umgeht.
Ich finde es vor allem deshalb bitter, weil spätestens seit 1872 sonnenklar ist, dass sich Investitionen in Bildung auszahlen. Auf die Anfrage des ersten japanischen Gesandte in den USA, Mori Arinori, wie sich Bildung auf verschiedene Aspekte der Gesellschaft auswirke, antwortete damals David Murray (Universität in New Brunswick) unter anderem: “What is spent on education will be saved a hundredfold in armies, and police, and courts of justice.”
Nun dann. Sparen wir jetzt ein wenig. Es wird uns teuer zu stehen kommen.