Perspektive für den Zugang zu Fachliteratur
Vor einigen Wochen las ich einen Tweet von Markus. Im verlinkten Artikel wird berichtet, dass einzelne Bibliotheken jetzt angefangen haben, ihre Katalogdaten freizugeben. Markus sieht dies als ersten Schritt, »um weltweite Sichtbarkeit v[on] Bibliotheksbeständen im Web zu erreichen«. Für mich interessant und spannend daran ist der Teilaspekt, dass durch die Veröffentlichung der Daten der Zugang […]
Vor einigen Wochen las ich einen Tweet von Markus.
Im verlinkten Artikel wird berichtet, dass einzelne Bibliotheken jetzt angefangen haben, ihre Katalogdaten freizugeben. Markus sieht dies als ersten Schritt, »um weltweite Sichtbarkeit v[on] Bibliotheksbeständen im Web zu erreichen«. Für mich interessant und spannend daran ist der Teilaspekt, dass durch die Veröffentlichung der Daten der Zugang zur Fachliteratur verbessert werden kann.
Im Bereich der Romanistik, vor allem im Fachgebiet Französisch, in den ich Einblick habe, ist die derzeitige Lage des Zugangs zu Fachliteratur außgesprochen unbefriedigend. Es erscheint zwar jährlich eine Bibliographie zur Romanistik, doch die hinkt 2 Jahre hinterher. Und wenn man zu einem Thema einen Beitrag sucht, muss man jeden Jahresband einzeln durchsuchen. Bisher funktioniert die Literaturrecherche eher nach dem Schneeballprinzip: Man findet einen Beitrag und schaut, welche Artikel und Bücher darin aufgegriffen wurden.
Ich frage mich, ob diese Vorgehensweise jemals eine praktische Methode war. Ganz zu schweigen von der Frage, ob sie eine zum 21. Jahrhundert passende Methode ist. Meine Antwort auf beide Fragen lautet klar Nein.
Doch wie könnte man sprachwissenschaftliche Artikel und Bücher zugänglicher machen?
Der aus meiner Sicht einzig sinnvolle Weg ist eine offene benutzbare Datenbank. In dieser erfasst man in einem ersten Schritt Monografien, Artikel (aus Zeitschriften, Festschriften, Tagungsbänden), Rezensionen, … Ganz so wie in einem normalen Bibliothekskatalog (in dem man allerdings häufig nicht den Inhalt von Zeitschriften findet). Die Ausgabe der Daten erfolgt vielfältig: geordnet nach Autor, Zeitschrift, Thema, … Bei Büchern, die rezensiert wurden, sieht man auch gleich einen Hinweis auf die Rezension.
In einem zweiten Schritt geht es darum, die Datenflut etwas vorzusortieren. Hier könnte man sich einfach der Dinge bedienen, die bereits existieren: Literaturempfehlungen. Zu so vielen universitären Veranstaltungen werden Literaturempfehlungen herausgegeben. Wenn man diese in die Datenbank einarbeitete, erhielte man einen guten ersten Zugang zum Thema.
Man könnte dabei auch die Nutzer einbinden, analog zu den Listen bei amazon. Statt »Die spannendsten Romane für den Sommerurlaub« heißen sie dann »Nebensatzkonstruktion im Spanischen und Deutschen« oder »Phonologie des Französischen«, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Für den unwahrscheinlichen Fall, dass man noch große Kapazitäten übrig hätte, könnte man in einem dritten Schritt noch viel weiter gehen: Quellenverzeichnisse einpflegen. Wissenschaftliche Arbeiten bauen immer auf Werken anderer auf. Wenn man nun Verweise zu diesen zitierten Arbeiten ebenfalls in die Datenbank einpflegte, fände eine viel stärke Vernetzung der Fachliteratur statt. Zugegeben, damit wäre ein sehr hoher Arbeitsaufwand verbunden, gerade wenn man bereits erschienene Bücher und Artikel nachträglich erschließen müsste. Aber für zukünftig Erscheinendes bin ich ganz optimistisch, dass Textverarbeitungsprogramme die Quellenverzeichnisse eines Tages automatisch in einem standardisierten Format ausgeben können.
Im Übrigen wäre es zu begrüßen – und hiermit schlage ich den Bogen zum Ausgangspunkt – wenn eine solche Literaturdatenbank mit den Beständen der Bibliotheken verknüpft wird. Denn dann weiß man nicht nur, in welchen Büchern man etwas finden kann, sondern auch, wo man diese Bücher findet.
Natürlich ist das hier für die Sprachwissenschaft beschriebene Konzept für jedes Fachgebiet adaptierbar.