Monsieur Becker

Panorama

abgeschrieben

Freitag, 18. Februar 2011

Seit einigen Tagen steht die wissenschaftliche Leistung unseres Bundesverteidungsministers, des Freiherrn von und zu Guttenberg, in der Diskussion. Konkret wird ihm vorgeworfen, in seiner Dissertation an verschiedenen Stellen zum Teil mehrere Absätze umfassende Zitate nicht als solche kenntlich gemacht zu haben. Mittlerweile ist eine recht umfangreiche Liste an „zufällig“ identischen und stark inhaltsgleichen Passagen zusammengekommen. Dieser Liste zufolge lassen sich auf 16 % der Seiten fragwürdige Stellen finden. Ob all diese Stellen tatsächlich Plagiate sind, vermag ich mangels vorliegender Dissertation nicht zu beurteilen. Doch schon die Auszüge, die die Süddeutsche Zeitung präsentiert, reichen meines Erachtens aus, um ihm die Doktorwürde zu entziehen. Sie reichen nicht nur aus, sie gebieten diesen Schritt sogar.

Denn falls die Universität Bayreuth ihm den Doktortitel beließe, hätte sie meines Erachtens erhebliche Probleme, bei ähnlichen Fällen gegen andere wissenschaftliche Übeltäter(innen) vorzugehen. Sie machte sich darüber hinaus in der Forschungslandschaft lächerlich und sorgte für einen Imageschaden bei all jenen, die schon vorher in Bayreuth promoviert haben: „Ach ja, Bayreuth. Da ist der Doktor ja leicht zu bekommen!“, hieße es dann vielleicht.

Auch setzte die Universität damit ein falsches gesellschaftliches Signal: Wenn Urheberrechtsverstöße in Doktorarbeiten geduldet würden (und das noch in der juristischen Fakultät!), wieso verfolgt man dann solche Vergehen bei DVD- und Musikkopierern oder bei nachgemachten Produkten aus China? Wie soll man als Lehrer dann gegen Schüler vorgehen, die von ihrem Nachbarn abschreiben, mitunter einschließlich der Rechtschreibfehler?