Lernintention und Erfolgskriterien
Ich lese derzeit Hatties »Lernen sichtbar machen für Lehrpersonen« und möchte in unregelmäßigen Abständen unter dem Stichwort Hattie meine Gedanken dazu bloggen, wie die Erkenntnisse für den Geografie- und/oder Französischunterricht genutzt werden könnten. Beginnen wir mit dem Stichpunkt »direkte Instruktion«. Dieser Begriff wurde in der medialen Berichterstattung, über die ich auf Hattie zuerst aufmerksam wurde, […]
Ich lese derzeit Hatties »Lernen sichtbar machen für Lehrpersonen« und möchte in unregelmäßigen Abständen unter dem Stichwort Hattie meine Gedanken dazu bloggen, wie die Erkenntnisse für den Geografie- und/oder Französischunterricht genutzt werden könnten.
Beginnen wir mit dem Stichpunkt »direkte Instruktion«. Dieser Begriff wurde in der medialen Berichterstattung, über die ich auf Hattie zuerst aufmerksam wurde, und in so manchem Lehrerzimmer mit Frontalunterricht gleichgesetzt. Von der Renaissance des frontalen Lehrens träumten so manche Früher-war-alles-besser-Anhängerinnen und -Anhänger. Doch weit gefehlt. Zwar hat die direkte Instruktion eine Effektstärke von 0,59 und liegt damit deutlich über dem Umschlagpunkt von 0,4, aber das heißt nicht, dass ein durchgängig frontal erteilter Unterricht effektiv wäre: »Direkte Instruktion zeigt ihre Stärke in der Mitteilung der Lernintentionen und Erfolgskriterien gleich zu Beginn der Unterrichtsstunde.« (Hattie/Beywl/Zierer 2014: 74)
Wie also können Lernintention und Erfolgskriterien kommuniziert werden?
Schauen wir uns zuerst an, was der reguläre Unterricht bietet: Dem problemorientierten Ansatz folgend wird im Geografieunterricht eine Frage aufgeworfen, die innerhalb der Stunde beantwortet wird. Diese Frage macht die Lernintention sichtbar, eine Reflexion zum Abschluss dient der Bewusstmachung des Erkenntniszuwachses und der Überprüfung der Lernintention.
Für ein Themenfeld oder eine Methode eignet sich zur Kommunikation von Intention und Kriterien ein Kompetenzraster, wie das von Jarko Henning im Fachbrief Geografie Nr. 8 veröffentlichte. Hennings Raster zu Klimadiagrammen unterscheidet drei Niveaustufen in den Bereichen (a) »Klimadiagramme erstellen«, (b) »Klimadiagramme auswerten« und (c) »Begriffe«. Alternativ könnte man auch die DGfG-Kompetenzbereiche oder in einem schulinternen Curriculum festgelegte Bereiche zur Einteilung verwenden: (a) »Erkenntnisgewinnung«, (b) »Kommunikation« und (c) »Fachwissen« sind die korrespondierenden Bereiche der DGfG. Zugegeben, für jeden Themenbereich ein Kompetenzraster zu entwickeln, das alle Kompetenzbereiche umfasst, wäre eine eine einzelne Lehrkraft überfordernde Aufgabe, daher hatte ich nach meiner zweiten Staatsprüfung im Fachseminar angeregt, dass wir arbeitsteilig für alle Themenbereiche der Sekundarstufe I und II solche Raster als Arbeitsgrundlage erstellen, die jeder an die Bedürfnisse seiner Lerngruppen anpassen könne. Leider kam die Idee nicht über das Stadium der Zustimmung hinaus.
Henning verbindet sein Kompetenzraster mit konkreten Materialien zur Entwicklung der Fähigkeiten. In einem Transparenzpapier (Blogbeitrag von 2010) können zur Vorbereitung auf Leistungsüberprüfungen wiederholende bzw. vertiefende Übungen und Nachschlagehinweise gegeben werden. Dieser Materialbezug ist aber nicht obligatorisch für ein Kompetenzraster.
An der Schule, an der ich derzeit tätig bin, lernen die Schülerinnen und Schüler nach der DALTON-Pädagogik. In Französisch haben sie beispielsweise nur zwei statt drei Stunden im Klassenverband, die dritte Stunde geht in einen Pool. Insgesamt acht Fächer geben je eine Stunde ab, dementsprechend umfasst der Pool acht Stunden. Die Lernenden erhalten in jedem Fach einen fünfwöchigen DALTON-Plan, der aufzeigt, was in jeder Woche im Unterricht ansteht und was in der DALTON-Stunde gemacht werden soll. Die Wochenaufgabe jedes Faches ist für 45 Minuten konzipiert, die Schülerinnen und Schüler können sich aber aussuchen, wann sie welches Fach bearbeiten. Durch den Plan wird ein hohes Maß an Transparenz bezüglich der Lernintentionen hergestellt.
Ideal wäre aus meiner Sicht eine Kombination aus DALTON-Plan, Kompetenzraster und Transparenzpapier. Wie schon oben erwähnt, ist dies als Einzelkämpferin bzw. Einzelkämpfer nicht schaffbar. Ich persönlich begrüßte es sehr, wenn hier Fachseminare und Lehrerverbände Impulse setzten.
Quellenangabe
- Hattie, John/Beywl, Wolfgang/Zierer, Klaus (2014): Lernen sichtbar machen für Lehrpersonen. Baltmannsweiler: Schneider-Verl. Hohengehren