Lehrbuchimpulse
Das Spannende daran, zwei völlig unterschiedliche Fächer zu unterrichten, ist, dass man mit verschiedenen Lehrbuchkonzepten konfrontiert wird. Bei mir sind es Französisch und Geografie. Aufgefallen ist mir, dass in den modernen Fremdsprachen die aktuellen Lehrbücher bestimmte Prinzipien modernen Unterrichts viel besser umsetzen als Lehrwerke in den Gesellschaftswissenschaften. Daher die Frage: Welche Impulse können Französischlehrwerke den Geografieredaktionen geben?
Ein zentraler Aspekt sind für mich Methodenseiten. Ich bin verwundert, dass grundlegende geografische Methoden (Lagebeschreibung, Koordinaten, Klimadiagramm lesen, …) nicht gebündelt am Ende des Lehrbuchs zusammengestellt sind. Dies könnte man mit Wortschatzboxen kombinieren (im Französischlehrbuch: »On dit«-Boxen), um gezielt Sprachförderung zu betreiben.
In den höheren Bänden des neuen À plus findet sich vor jeder Lektion eine Doppelseite, in der Wortschatz und Grammatik wiederholt werden, die in der kommenden Lektion relevant sind. So etwas Ähnliches könnte man auch jedem Lehrbuchband vorschalten: »Bist du fit für den Geografieunterricht?« Die Übungen sind mit Diagnosebögen und darauf abgestimmten Förderübungen versehen, sodass man heterogenen Lerngruppen besser gerecht werden kann. Besonders wichtig ist dies im Land Berlin, wo zur Klasse 7 an der Oberschule Schülerinnen und Schüler aus verschiedenen Grundschulen zusammenkommen, die einen können zum Beispiel noch gar keine Koordinaten lesen, andere sind darin sehr fit.
Oben habe ich bereits die Idee der Wortschatzboxen aufgegriffen. Ergänzend dazu sollte es thematische Wortschatzübersichten (z. B. Erdbeben: Erdplatte, Epizentrum, …) oder »Vokabellisten« geben, bei denen für Nomen das Geschlecht sowie passende Verben (Kollokationen) angegeben werden, bei Verben auch unregelmäßige Konjugationsformen, … Idealerweise kann man die Listen auch bilingual (Deutsch–Französisch, Deutsch–Englisch, Deutsch–Türkisch, …) herunterladen.
Zu guter Letzt: Im Fach Französisch gibt es mittlerweile viele niveaudifferenzierte, aber zielgleiche Aufgaben in den Lehrbüchern und Zusatzmaterialien. Dabei enthalten die einfacheren Varianten zusätzliche Hilfen, sodass auch leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler die Aufgabe bewältigen können. Solche Einhilfen sollten auch in Geografielehrbüchern selbstverständlich sein.
Da in Berlin zum Schuljahr 2016/2017 neue Rahmenlehrpläne in Kraft treten, wird es auch neue Geografielehrbücher geben. Ich bin gespannt, ob sich die Geographieredaktionen bei Lehrbüchern der modernen Fremdsprachen inspirieren lassen.