Monsieur Becker

Panorama

Ungezwungene Mehrsprachigkeit

Freitag, 19. August 2016

In den vergangenen drei Wochen war ich in Kanada und den USA unterwegs. Was mir dort unter anderem aufgefallen ist, ist der ungezwungene Umgang mit Mehrsprachigkeit.

In den Chinatowns ist es selbstverständlich, dass Werbung, Öffnungszeiten, Infos, … nicht nur auf Englisch, sondern auch auf Chinesisch verfügbar sind. Bei einer Bank wurde hingewiesen, dass die Kunden neben in Englisch auch in Kantonesisch und Mandarin beraten werden.

In New York City hängen die Regeln für den öffentlichen Park nicht nur in Englisch aus, sondern auch in Chinesisch und Spanisch. Ebenso wichtige Informationen, etwa dass man sich für die Wahl registrieren soll, sind in der U-Bahn auch mehrsprachig, »obwohl« nur US-Amerikaner wählen dürfen. In Deutschland wäre dort sofort ein Die-müssen-aber-die-Landessprache-sprechen-Reflex. In NYC hingegen will man möglichst viele Leute an die Wahlurne bekommen, entsprechend gibt es das Registrierungsformular nicht nur auf Englisch, sondern auch auf Arabisch, Bengali, Chinesisch, Französisch, Haitianisch, Koreanisch, Russisch, Spanisch und Urdu.

Zeitungen und TV-Sender sind ebenfalls nicht nur englischsprachig, dabei beschränkt man sich im Falle des Fernsehens bei Weitem nicht auf das Einspeisen ausländischer Sender. In NYC kann man problemlos mehrere spanischsprachige Sender empfangen, die in New York bzw. den USA allgemein produziert werden. Gleiches gilt für mehrere chinesischsprachige Sender in Kanada.

In meinem TV-Angebot indes befindet sich kein einziger türkischsprachiger Sender, obwohl es auch einzelne gibt, die in Deutschland produzieren. Der deutsche TV-Zuschauer ist es schlicht nicht gewohnt, türkisch Sender empfangen zu können. Von arabischsprachigen Sendern ganz zu schweigen.

Ich habe mich auf der Reise oft gefragt, ob es nicht sinnvoll wäre, wenn ARD und ZDF einen frei empfangbaren fremdsprachigen Kanal anböten, in dem es unter anderem Nachrichten und Magazine auf Türkisch und Arabisch gibt.