Monsieur Becker

Panorama

Gesamtlernzeit und Lesekompetenz (PISA)

Donnerstag, 5. Dezember 2019

Wie viele Stunden lernen Schüler*innen pro Woche? Und welches Kompetenzlevel erreichen sie dadurch? Dieser Frage ist die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), im Rahmen der Schulleistungsuntersuchung PISA nachgegangen.

Die OECD hat in ihrem jüngsten PISA-Bericht ([1], S. 74ff.) den Zusammenhang zwischen Leseleistung und Gesamtlernzeit untersucht. Zur Gesamtlernzeit, die bereits bei der PISA-Studien im Jahr 2015 erhoben wurde, zählt einerseits die Unterrichtszeit, andererseits die Zeit für Hausaufgaben, Zusatzunterricht und selbstständiges Lernen.

Hier das Ergebnis:


(Quelle: [1], S. 76))

Während in Finnland und Deutschland die Schüler*innen auf 36,1 bzw. 36,5 Stunden Gesamtlernzeit pro Woche kommen und damit fast acht Stunden unter dem OECD-Durchschnitt von 44 Stunden liegen, sind es in dem P-S-J-Z genannten Konglomerat aus vier chinesischen Provinzen/Städten Peking, Shanghai, Jiangsu und Zhejiang, 57 Stunden ([2]). Dies sind umgerechnet acht Stunden pro Wochentag, von Montag bis Sonntag. Im Vergleich lernen die P-S-J-Z-Schüler*innen über 20 Wochenstunden mehr als finnische und deutsche Schüler*innen bzw. anderthalb mal so lange.

P-S-J-Z ist im Bereich Lesekompetenz Spitzenreiter mit 555 Punkten, Finnland und Deutschland liegen mit 520 Punkten bzw. 498 Punkten statistisch signifikant über dem OECD-Durchschnitt von 487 Punkten ([1], S. 64f.).

Die OECD schreibt selbst: »Die Länder im oberen linken Quadranten können insofern als effizienter betrachtet werden, als die Schülerinnen und Schüler überdurchschnittliche Kompetenzstufen erreichen, aber weniger Zeit auf das Lernen verwenden als der Durchschnitt der 15-jährigen Schüler in den OECD-Ländern. Zu dieser Gruppe gehören Finnland, Deutschland, Japan und Schweden.« ([1], S. 75)

Viel nützt also nicht unbedingt viel: Berechnet man die Korrelation zwischen Gesamtlernzeit und dem erreichten Mittelwert im Bereich Lesen, so ergibt sich mit −0,32 sogar ein negativer Zusammenhang (eigene Berechnung auf Grundlage von [2]).

Quellen
[1] PISA-Bericht (Band 1) (PDF-Datei)
[2] Quelle (XSLX-Datei)